Früher war die Fahrt mit einem vermeintlich leeren Tank ein wahres Abenteuer. Egal ob Ford Taunus, VW Golf GTI oder eine edle Mercedes S-Klasse der Baureihe W126 – lange Jahrzehnte fehlte gerade den europäischen Modellen ein Bordcomputer, auf dem sich ablesen ließ, wie viel Strecke mit der im Tank verbliebenen Menge an Kraftstoff noch zurückzulegen sei. Die amerikanischen Autohersteller wie Cadillac oder Chevrolet waren die ersten, die kleine Rechenhirne ins Cockpit brachten, durch die sich mehr oder weniger genau ablesen ließ, wann es zur nächsten Zapfsäule gehen sollte.
In Europa waren es insbesondere französische Marken und hier speziell Renault, die die digitalen Rechner in den frühen 1980er-Jahren ins Fahrzeug bauten und einer geringen Restreichweite ihren Schrecken nahmen. Marken wie BMW, Audi oder Volkswagen zogen nach, und der Reiserechner ist bei der Mercedes S-Klasse der Generation W126 heute noch Kult. Die Frage gestern wie heute: Wie genau sind diese Anzeigen überhaupt? Kann ich mein Auto wirklich bis auf den letzten Kilometer auspressen? Über die Jahre sind Tankanzeigen und Bordcomputer zwar genauer geworden, doch den letzten Kilometer auszufahren, kann nicht allein bei einem Elektroauto mit einer unangenehmen Überraschung und einem Anruf beim Pannendienst enden.

Mobilität Neun Automodelle, die zu Kultobjekten wurden
9 BilderWas die Restreichweite auf der Tankanzeige wirklich anzeigt
Die Restreichweite zeigt jeweils die Strecke an, die gerade in diesem Moment noch mit den in Tank oder Akku verbliebenen Reserven zurückzulegen ist. Da es sich bei der Berechnung um eine Prognose handelt, liegen für die Kalkulation die Rahmenbedingungen der letzten Minuten und Kilometer zugrunde. Hier unterscheiden sich Verbrennerfahrzeuge mit Benzin oder Dieselmotor nicht von Elektrofahrzeugen oder solchen mit Gas- oder Hybridantrieb. In die Berechnung fließen nicht nur das Tempo, sondern auch die Temperatur, entsprechende Verbraucher wie Klimaanlage oder Sitzheizung sowie die geplante Routenführung ein. Die Anzeige kann auch variieren, schräges Parken beeinflusst zum Beispiel den Füllstandssensor.
Das kann alles dazu führen, dass sich die Reichweitenanzeige in kurzer Zeit deutlich verändert – nach oben wie nach unten. Auch wenn die Bordcomputer und die Anzeigen für Kraftstoff und Restreichweite immer genauer geworden sind, sollte man sich nicht ohne Not in Bedrängnis bringen. Die Restreichweite darf 20 Kilometer niemals unterschreiten und bestenfalls sollte bereits bei verbleibenden 50 Kilometern reagiert werden. Das gilt nicht allein für Elektroautos, aber für diese ganz besonders, denn dass eine Ladesäule nicht funktioniert, ist keine Seltenheit, und dann ist mit den verbliebenen 20 Kilometern die nächste Ladestation kaum mehr zu erreichen. Dass alle Elektroautos noch eine eingebaute Reserve im Akkupaket haben, ist richtig; doch diese Bruttoakkukapazität kann nicht vom Fahrer abgerufen werden, sondern dient der Sicherheit des Systems. Wenn die Restreichweite null oder einen Kilometer anzeigt, ist zumeist schneller Schluss, als es einem lieb ist.
Auch mit einem Verbrenner kann es schon einmal eng werden und speziell ein Diesel sollte niemals leergefahren werden, denn sonst muss das gesamte System aufwendig entlüftet werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte daher – mit welchem Antrieb auch immer – kein Risiko eingehen und nicht erst dann nachtanken oder -laden, wenn die Warnleuchten von gelb auf rot umschalten.
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