Wie verändert Künstliche Intelligenz den Autohaus-Alltag – und wo liegen ihre größten Potenziale? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der AUTOHAUS KI Convention powered by TÜV SÜD, die am 4. November 2025 in der Alten Lokhalle Mainz stattfand. Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Management, Vertrieb, Service und Marketing erlebten einen Tag voller konkreter Praxisbeispiele, technischer Einblicke und strategischer Perspektiven.

"KI ist kein Zukunftsthema mehr, sondern längst im Tagesgeschäft angekommen", betonte AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel in seiner gemeinsam mit Ralf Breisch, Leiter Vertrieb der TÜV SÜD Division Mobility, geführten Begrüßung. Beide verwiesen auf den hohen Handlungsdruck im Handel und den gleichzeitigen Nutzen, den KI-gestützte Systeme schon heute bringen, wenn sie gezielt eingesetzt werden.


AUTOHAUS KI Convention 2025


Vom Hype zur praktischen Anwendung

In seiner Opening-Session ordnete Dr. Steven Zielke, Geschäftsführer von mobilApp, den aktuellen Stand der Technologie am Beispiel einer Hype-Life-Cycle-Kurve ein: "Wir befinden uns auf dem Weg ins Tal der Enttäuschung – jetzt kommt es darauf an, den Pfad der Erleuchtung zu erreichen."

Der Schlüssel liege in der konsequenten Anwendung: Statt in großen Strategien zu denken, sollten Autohäuser mit den "low hanging fruits" starten – also einen konkreten Prozess auswählen und diesen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu optimieren. Entscheidend sei, dass es im Betrieb eine Person gebe, die sich um das Thema kümmere. Dies müsse nicht unbedingt ein KI-Experte sein, sondern einfach ein Macher.

Zielke verwies auch auf das Innovationsnetzwerk Digitalisierung Automobilhandel (IDA), das den Austausch zwischen Händlern fördern soll. Seine Botschaft: KI wird dann wirksam, wenn sie aus dem Experimentierstatus heraus in die Prozesse gebracht wird.

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AUTOHAUS KI Convention: Sichtbarkeit neu gedacht – von SEO zu GEO

Einen inhaltlichen Perspektivwechsel brachte Carolin Ruopp, Head of Marketing Business Partner Mobility TÜV SÜD Customer Engagement & People GmbH, mit. Sie zeigte, wie sich Suchmaschinenoptimierung (SEO) im KI-Zeitalter verändert. Denn immer mehr Nutzer stellen ihre Fragen nicht mehr bei Google, sondern direkt an KI-Systeme. Damit verankert sich die Customer Journey zunehmend außerhalb der klassischen Suchmaschinen.

Ruopp führte den Begriff GEO – Generative Experience Optimization ein: die Erweiterung von SEO für KI-basierte Sucherlebnisse. Ziel sei es, künftig nicht mehr nur im Google-Ranking-Punkte zu sammeln, sondern in den Antworten von KI-Systemen als Quelle sichtbar genannt zu werden. Ihr Rat: Unternehmen sollten hybrid denken, klassische SEO-Maßnahmen fortführen und zugleich die neuen Mechanismen der KI-Suche beobachten und aktiv beeinflussen.

KI in der Praxis: Automatisierung und Entlastung

Wie konkret KI schon heute Prozesse im Autohaus verändert, zeigten mehrere Best-Practice-Vorträge. Den Anfang machten Rüdiger Sander, Leitung After Sales Gesamtbetrieb im Autohaus Siemon, sowie Jörg Gudat, Geschäftsführender Gesellschafter, und Dr. Jörg von Steinaecker, Product Owner und Gesellschafter, von dealOS. Anhand praktischer Beispiele demonstrierten sie, wie sich Routineaufgaben durch intelligente Automatisierung erheblich vereinfachen lassen.

Basis dafür sei ein System, das im Hintergrund sauber vernetzt ist, so entstehe echter Mehrwert. Denn die zentrale Erkenntnis sei: Ohne Datenkontext kein Nutzen. Erst mit der Einrichtung einer privaten KI-Instanz, in der Wissen aus dem Unternehmen datenschutzkonform gebündelt wird, könne man sinnvoll arbeiten. Als Beispiel führten die drei Referenten das Füttern der KI mit Garantieinformationen eines Herstellers an. Anfragen, die früher mehrere Minuten dauerten, seien in weniger als einer Minute zu beantworten.

Ihr Fazit: KI entfaltet ihren Mehrwert nur dann, wenn sie in bestehende Strukturen integriert ist, Daten sinnvoll verknüpft werden und Mitarbeitende Lust haben, das Tool auch zu nutzen. „Man muss sie begeistern, nicht belehren“, so Sander.

Im Anschluss zeigte Ralf Koke, Geschäftsführer der Loco-Soft Vertriebs GmbH, zusammen mit Andreas Jansen, Geschäftsführer Siteware, wie sich ein zentrales System aus KI-Agenten - darunter Task Agenten, Multi Chat Bots, Voice-Bots -  in ein DMS integrieren lässt. Die KI von Siteware ermögliche dabei eine zentrale Nutzerverwaltung, datenschutzkonforme Datenverarbeitung und die Abbildung aller Anwendungsfälle. "Ein zentrales System, das ich selbst weiterentwickeln kann – das ist zukunftssicher", so Koke.

Nach der Mittagspause stellte Alexander Kropf, Leiter Digitalisierung, Marketing & PR bei der Glinicke Automobilgruppe, ein weiteres Praxisbeispiel vor: Mit KI-basierter Mail-Automatisierung gelinge es dem Handelsbetrieb, die Bearbeitung von Routineanfragen zu beschleunigen und Verkäufer von Standardvorgängen zu entlasten. "Unsere Mitarbeiter müssen nicht lernen zu prompten“, betonte Kropf – die KI generiere Antworten für die Autohaus-Kunden automatisiert, der Mensch überprüfe nur noch.

Einen Einblick in den Einsatz von KI im Servicebereich gab Philipp Posselt, CEO VEACT. Am Beispiel der Reifenvermarktung zeigte er, wie KI-Bilderkennung Potenziale sichtbar machen kann: Ein einfaches Foto des Rades reicht aus, um Zusatzverkäufe zu identifizieren – etwa beschädigte Felgen oder Karosseriedellen. Gleichzeitig werden erfasste Daten wie Reifengröße und Profiltiefe in den Systemen ergänzt. Das Praxisbeispiel aus der Hanko-Gruppe verdeutlichte den Effekt: „KI ersetzt keine Mitarbeitenden, aber sie ist ein großartiger Helfer“, so Serviceleiter Manuel Pfeiffer. Laut VEACT lassen sich durch systematische Optimierung bis zu 18 Prozent mehr Umsatz im Reifengeschäft erzielen.

AUTOHAUS KI Convention: Vom digitalen Assistenten zum Branchenstandard

Wie KI auch im Verkauf und Kundenservice zur stillen Assistenz wird, zeigten Henning Klawiter, Mitglied der Geschäftsleitung und Leitung Marketing/CRM bei der Süverkrüp Gruppe, und Tobias Friderich, Geschäftsführer carpilot.ai. Ihre Systeme übernehmen die automatisierte Vorqualifizierung von Leads – inklusive individueller Kundenansprache. „Die KI schreibt Süverkrüp“, so Klawiter mit Blick auf die markengerechte Tonalität der Texte. Durch die Zusammenführung aller Lead-Quellen in einem Tool bleibe der Verkäufer im vertrauten Umfeld und könne KI-Analysen direkt nutzen.

Stefan Claßen, Senior Technical Consultant, und Stephan Friedrich, Head of Sales, beide ecotel communication ag, zeigten, wie Live-Transkription im Kundendialog funktioniert: Während des Telefonats analysiert KI den Gesprächsverlauf, schreibt mit und liefert dem Mitarbeiter parallel Handlungsempfehlungen. Die Ergebnisse fließen automatisch ins CRM ein.

Zum Abschluss präsentierte Björn Keding, Geschäftsführer Prof4Net, gemeinsam mit Markus Bäthe, Organisation und Entwicklung, M.C.F. Motor Company, eine zentrale KI-Drehscheibe, die Daten aus DMS, CRM und Werkstattplanung vernetzt. "KI macht Fehler – aber sie entlastet und ergänzt die Mitarbeiter", so Keding. Das Ziel sei, Folgeaktivitäten aus Voice-Bots zu steuern, E-Mails automatisiert vorzuqualifizieren und somit Leads gezielter zu bearbeiten.

AUTOHAUS KI Convention: Branche sucht den Standard

Im abschließenden Panel diskutierten Vertreter aus Handel, Verband und IT über die Zukunft der Integration. Thomas Bruß, Leiter Business Development BOB Automotive Group, erinnerte daran, dass früher eine CSV-Datei als Schnittstellenstandard galt – "heute brauchen wir gemeinsame Serverarchitekturen".

Dr. Steven Zielke forderte, Standards wie MCP-Serverstrukturen konsequent für die Branche zu öffnen. Raphael Brüne, Referent Betriebs-, Volkswirtschaft und Fabrikate beim ZDK, sah den Verband als möglichen Mittler, um faire und transparente Austauschformate zu fördern. Einigkeit bestand darin, dass der Handel selbst zum Treiber werden müsse: Nur wenn Händler gemeinsame Strukturen definieren, können Anbieter diese übernehmen.

KI braucht Mut zur Umsetzung

Das zentrale Fazit der Veranstaltung: Künstliche Intelligenz entfaltet ihre Wirkung erst, wenn sie in die Prozesse integriert wird – und wenn Systeme miteinander sprechen. Mit ihrer Mischung aus Strategie, Praxisbeispielen und technischer Tiefe zeigte die AUTOHAUS KI Convention, dass der Weg vom Hype zur Anwendung längst begonnen hat.

Die Durchführung der Veranstaltung erfolgte in Zusammenarbeit mit TÜV SÜD und mit Unterstützung von Loco-Soft als Sponsor.

 

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