Er kommt im Jahr 2000 auf den Markt – und polarisiert sofort: der Audi A2. Mit seiner innovativen Aluminiumkarosserie ist der Kompaktwagen leicht, aerodynamisch und sparsam im Verbrauch. Fünf Motorvarianten stehen zur Auswahl; der A2 1.2 TDI sorgt als erstes viertüriges Drei-Liter-Auto der Welt für Aufsehen und von 2003 bis 2005 zieht das Sondermodell "colour.storm" mit seinen besonderen Lackfarben die Blicke auf sich.
Es bleibt bei einer kleinen "Großserie"
Da der Absatz jedoch hinter den Erwartungen bleibt, beendet Audi nach gerademal rund fünf Jahren und 176.377 gebauten Exemplaren 2005 die Produktion. Seine Qualitäten kann der innovative Audi A2 in einer "zweiten Karriere" ausspielen: Als wertstabiler Youngtimer hat der A2 eine treue Fan-Gemeinde und ist noch heute als Daily Driver im Straßenbild präsent. Seine Alukarosserie macht ihn resistent gegen Korrosion, die ansonsten nur die "klassischen", stahlgefertigten Bauteile an der Fahrzeugunterseite angreift (Querlenker, Fahrwerksfedern, Achsen, Ankerbleche, Bremsen etc.).
                1995 gab‘s die erste Studie
Bereits Anfang der 1990er Jahre wird das Drei-Liter-Auto im Volkswagen-Konzern und bei Audi als Entwicklungsziel ausgegeben, kurz darauf beginnen die ersten Arbeiten an dem Projekt. Die Designer in Ingolstadt arbeiten dabei eng mit den Experten im Aluminium-Zentrum in Neckarsulm zusammen. Diese präsentieren im Mai 1995 eine Konzeptstudie namens "Ringo", deren Audi Space Frame (ASF) weniger komplex ist als der ASF des größtenteils in Handarbeit gefertigten Audi A8. Der damalige Leiter des Audi-Designstudios in München, Stefan Sielaff, übernimmt das Projekt und bestimmt das Interieur, während der Belgier Luc Donckerwolke das Exterieur-Design verantwortet. Gemeinsam mit dem späteren Designchef Gerhard Pfefferle geben sie dem "rollenden Käfig" Ringo einen zweitürigen Aufbau, der bereits nah am späteren Design ist.
Vorläufer in Frankfurt und Tokyo
Im weiteren Verlauf der Arbeiten entstehen zwei Studien: Die eine steht 1997 als Showcar auf der IAA in Frankfurt und trägt neben der vorläufigen Modellbezeichnung Al2 wegen seiner Farbe den Beinamen "Light Green". Nur wenig später ist "Light Blue" auf der Tokyo Motor Show zu sehen, eine dreitürige Variante des Al2 mit variabler Ladefläche und Rolldach. Ihr Name: Audi Al2 open end.
Das Publikum nimmt die zwei Studien unterschiedlich auf. Die einen begeistert das progressive Design, anderen gefallen die Entwürfe nicht. Dass ihre Ergebnisse polarisieren würden, hatten die Entwickler durchaus erwartet, erinnert sich Al2-Projektleiter Harald Wester zwanzig Jahre später im Interview mit Dirk-Michael Conradt, Autor des Buches „Audi A2 – Meilenstein und Kultobjekt“. Wester darin: "Ja – das war uns allen von Anfang an klar! Das Auto sollte ja optimal windschlüpfig sein. Wir haben sozusagen im Windkanal geschlafen, um eine optimale Aerodynamik zu erreichen."
                Komplette Rohkarosse mit 153 kg
Im November 1997 gibt der Vorstand die Serienproduktion frei. Die Weltpremiere des Audi A2 soll erneut zur IAA stattfinden – nur zwei Jahre später. Der Plan ist ehrgeizig, aber die Designer und Ingenieure können den ambitionierten Zeitplan einhalten.
Auf der IAA im September 1999 wird der zur Serienreife entwickelte A2 der Weltöffentlichkeit präsentiert – und mit ihm der erste Kompaktwagen der jüngeren Automobilgeschichte, dessen Karosserie vollständig aus Aluminium gefertigt ist. Nur rund 153 Kilogramm wiegt die Rohkarosse des A2, inklusive aller vier Türen und der Heckklappe, und damit nur rund 60 Prozent des Rohkarosseriegewichts einer vergleichbaren Limousine mit konventionellem Stahlblechaufbau.
Produziert wird der 3,83 Meter lange, 1,67 Meter breite und 1,55 Meter hohe Audi A2, der seinen Passagieren trotz der geringen Außenmaße im Interieur viel Platz bietet, in Neckarsulm, wo auch die Serienfertigung des A8 läuft und die Audi-Kompetenz in Sachen Leichtbau gebündelt ist. An diesem Standort werden speziell für den Audi A2 neue Produktionsanlagen errichtet und am 15. November 1999 eingeweiht.
Das Aggregate-Portfolio
An diesem Tag stellt Audi auch gleich den A2 1.2 TDI, das erste viertürige Drei-Liter-Auto der Welt, vor. Insgesamt stehen über die Bauzeit des Audi A2 zwei Benzin- und drei Dieselmotoren zur Wahl. Die beiden Benzinmodelle (1.4 l mit 75 und 1.6 l mit 110 PS) werden von einem Reihen-Vierzylinder-Motor angetrieben und sind mit Fünfgang-Schaltgetriebe und Frontantrieb erhältlich. Der kombinierte Kraftstoffverbrauch liegt bei 5,9 Liter auf 100 Kilometer. Die A2-Modelle (1.2 l mit 61 PS und 1.4 l mit 75 bzw. 90 PS) mit Dieselmotor haben Dreizylinder-Aggregate mit Pumpe-Düse-Direkteinspritzung. Zur Markteinführung am 30. Juni 2000 stehen ein Benziner und ein TDI mit jeweils 75 PS Leistung zur Verfügung.
A2 1.2 TDI mit sensationellem cW-Wert von 0,25
Der Ende 1999 vorgestellte Audi A2 1.2 TDI geht im März 2001 in den Verkauf. Er leistet 61 PS und benötigt nur 2,99 Liter Diesel je 100 Kilometer. Sein direkteinspritzender Turbodieselmotor ist vollständig aus Aluminium. Beim Fünfgang-Automatik-Getriebe übernimmt ein elektrohydraulisches System das Kuppeln. Der Einsatz weiterer Fahrzeugteile aus Aluminium, spezieller Aluminium-Schmiedeleichtbauräder oder gewichtsoptimierter Rücksitze macht es möglich, das Gewicht im Vergleich zur Basisversion um 135 Kilogramm zu senken – auf ein Leergewicht von 855 Kilogramm. Um die Aerodynamik weiter zu optimieren, sind die Kühllufteintritte im Bug teilweise verschlossen, die Reifen schmäler und durch Rillen in den Flanken strömungsoptimiert. Angepasste Radlaufblenden und Felgendeckel sowie ein zusätzlich verkleideter Unterboden ermöglichen verwirbelungsfreie Luftströme. Auf diese Weise senken die Ingenieure den Luftwiderstandsbeiwert von sehr guten 0,28 cW beim Basismodell auf sensationelle 0,25 cW.
                Farbig, frisch, frech – die "colour.storm"-Modelle
2002 ergänzt Audi die A2-Motorenpalette um einen 1,6-Liter-FSI-Motor. Seine 110 PS ermöglichen dem A2 eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 200 km/h. Seit März 2003 bietet die Marke mit den vier Ringen den Audi A2 als Sondermodell "colour.storm" an – in den Farben Imolagelb, Misanorot perleffekt, Sprintblau perleffekt und Papayaorange. Farblich abgestimmte Innenausstattungen und mattschwarz lackierte Details, wie beispielsweise Dach- und Radlaufblenden, schaffen einen auffälligen Kontrast. Das Modell ist mit zahlreichen Sonderausstattungen kombinierbar sowie mit vier der fünf Motorvarianten – nur nicht mit dem 1,2-TDI-Motor. Bis Juli 2005 werden insgesamt 176.377 Exemplare des Audi A2 am Standort Neckarsulm gebaut. Die ursprünglich hohen Erwartungen kann der kleine Premiumkompakte damit nicht erfüllen.
Überdurchschnittlich hohe GW-Preise
Rund ein Vierteljahrhundert später hat das kleine Raumwunder allerdings immer noch zahlreiche Fans – viele Fahrerinnen und Fahrer schätzen ihren A2 als wirtschaftlichen, zuverlässigen und attraktiven Begleiter im Alltag. Gut erhaltene Modelle sind heute wieder gesucht. Wenn sie darüberhinaus eine gute Ausstattung haben und aufgrund frischer Hauptuntersuchung auch über keine Mängel verfügen, erzielen die heute mindestens 20 Jahre alten A2 überdurchschnittliche GW-Preise. Tendenz – insbesondere für die farbfrohen "colour.storm"-Modelle – weiterhin stark steigend. In knapp 5 Jahren sind bereits die ersten Modelle mit H-Kennzeichen unterwegs.
Aktuelle Zulassungszahlen und Modell-Beliebtheit
Von den ursprünglich gefertigten 176.377 A2-Modellen waren laut amtlicher KBA-Zahlen zum 1.1.2025 immerhin noch 41.038 Fahrzeuge auf deutschen Straßen zugelassen. Die höchsten Preise erzielen heute die "colour.storm"-Modelle in den Farben Papayaorange (ultraselten) und Imolagelb (unabhängig ihrer Motorisierung) sowie die Dieselmodelle mit 75 und 90 PS, von denen es gerade noch 3.076 bzw. 2.254 zugelassene Exemplare gibt.
Der kleine 61-PS-Diesel ist mit 1.524 Zulassungen der KBA-Zwerg und eher gering nachgefragt. Grund dafür sind seine vergleichsweise teuren Ersatzteile, die es zum Teil im freien Markt und auch bei Audi Händlern nicht (mehr) gibt und manchmal selbst nur mit Glück bei Audi Classic Parts noch erhältlich sind.
Die höchsten Zulassungen zum 1.1.2025 mit 25.596 weist der A2 Benziner mit 75 PS aus (TSN 734) und der 110-PS-A2 Benziner (TSN 735) kommt mit 8.588 Fahrzeugen bei den Bestandsstückzahlen auf einen ebenfalls ganz respektablen Wert. Sein ursprünglicher Fahrzeug-Mehrpreis gegenüber dem 75-PS-Modell ist am GW-Markt allerdings nicht abgebildet. Im Gegenteil ist der A2 mit dem größeren 1.6er-Motor preislich zum Teil erheblich günstiger, da sein Motor (Kennbuchstabe "BAD") als störanfällig gilt und die Fehlerursachen selbst von guten Werkstätten oft erst nach längerem Suchen und Tausch diverser gegebenenfalls in Frage kommender Teile abgestellt werden können.
Modelle und Auslieferungen des Audi A2 im Überblick
| 
 Motorisierung  | 
 Modellbezeichnung  | 
 Bauzeitraum  | 
 Stückzahlen  | 
| 
 1,2 Liter TDI 45 kW / 61 PS  | 
 Audi A2 1.2 TDI  | 
 2000 - 2005  | 
 6.555  | 
| 
 1,4 Liter 55 kW / 75 PS  | 
 Audi A2 1.4  | 
 2000 - 2005  | 
 81.649  | 
| 
 1,4 Liter TDI 55 kW / 75 PS  | 
 Audi A2 1.4 TDI  | 
 2000 - 2005  | 
 69.676  | 
| 
 1,4 Liter TDI 66 kW / 90 PS  | 
 Audi A2 1.4 TDI  | 
 2001 - 2005  | 
 7.416  | 
| 
 1,6 Liter FSI 81 kW / 110 PS  | 
 Audi A2 1.6  | 
 2002 - 2005  | 
 11.081  | 
| 
 Gesamt  | 
 176.377  | 
Lesenswerte Dokumentation zum Fahrzeug
Wer tiefer in die Entstehungsgeschichte des Audi A2 eintauchen möchte, dem sei das Buch von Dirk-Michael Conradt empfohlen: "Audi A2 – Meilenstein und Kultobjekt", Edition Audi Tradition, Delius Klasing Verlag, ISBN-Nr. 978-3-667-11398-6. Der hochwertig aufgemachte Band ist zum Preis von 39,90 Euro im Audi Traditionsshop des Audi Forum Neckarsulm, im Museumsladen des Audi museum mobile in Ingolstadt, im Buchhandel und online im Audi Tradition Online Shop erhältlich.
                
                
    
        
                                
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                    Autohandel
                
            
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                                                                                Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke