Während Ford mit Absatzproblemen und Negativschlagzeilen bei den Pkw kämpft, sorgt die Nutzfahrzeugsparte für Lichtblicke. Der US-Konzern forciert seit geraumer Zeit das Geschäft um leichte und mittelgroße Transporter – und diese strategische Ausrichtung zahlt sich aus. Der Hersteller rangiert mit einem Anteil von 18,4 Prozent hinter Branchenprimus Mercedes auf Platz zwei im deutschen Markt, übernimmt in seinen Kernsegment der leichten und mittleren Transporter sogar die Marktführerschaft. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen trotz rückläufigem Markt sogar ein Plus von knapp vier Prozent und nimmt das Ziel von 90.000 Neuzulassungen ins Visier.

Hinter den positiven Verkaufszahlen verbirgt sich jedoch ein Problem, das nicht nur Ford betrifft: Denn die notwendige Elektrifizierung der Nutzfahrzeugflotten kommt längst nicht so schnell voran wie erhofft. Trotz umfassender Investitionen in neue Modelle, emissionsfreie Antriebe und digitale Services hängt die Elektrifizierungsquote bei Ford Pro bei aktuell niedrigen elf Prozent – weit entfernt von den eigenen Ambitionen oder den fast 30 Prozent, die Elektro- und Hybridfahrzeuge im Pkw-Segment mittlerweile erreichen.

"Wir können es uns aber gar nicht leisten, die CO2-Vorgaben der EU zu verfehlen“, mahnt in der aktuellen Situation Wilhelm Buchmüller, Flottenchef von Ford Pro Deutschland. Wie alle Traditionshersteller mit einem hohen Anteil an Verbrenner-Fahrzeugen muss auch Ford strenge CO2-Ziele erreichen. Wer die Zielwerte verfehlt, muss mit hohen Strafzahlungen rechnen. Für Konzerne wie Ford ginge es schnell um hohe dreistellige Millionenbeträge.

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Kosten, Infrastruktur und Förderprobleme

Die Zurückhaltung vieler Gewerbekunden hat mehrere Gründe. Elektrische Transporter sind in der Anschaffung derzeit noch deutlich teurer als Dieselmodelle, auch wenn sich die Kosten über die Betriebszeit durch günstigeren Strom und weniger Wartung oft ausgleichen. Hinzu kommt die unzureichende Ladeinfrastruktur, vor allem in Städten: Flottenbetreiber brauchen planbare Ladepunkte, die vielerorts fehlen. Zusätzlich verunsichern schwankende Förderprogramme und wechselnde politische Vorgaben – ein Risiko für Unternehmen, die langfristig kalkulieren müssen.

Zusätzlich zu einer wachsenden Palette aus voll- oder teilelektrischen Antrieben begegnet Ford der Skepsis folglich mit Beratungsangeboten und dem breiten Einsatz digitaler Lösungen. Neben Telematikdiensten kommen Analysetools zum Einsatz, mit denen die Wirtschaftlichkeit der Flotte ausgewertet werden kann. "Beim E-Transit betragen die Vorteile bei den Gesamtbetriebskosten gegenüber Diesel bereits bis zu 10.000 Euro – inklusive Leasingrate, Betrieb und Wartung bei einem Vierjahresvertrag", rechnet Buchmüller vor. Besonders im innerstädtischen Einsatz, wo die tägliche Fahrleistung überschaubar bleibt, wächst die Akzeptanz auch spürbar. "Jeder fünfte Bestellung, die wir derzeit entgegennehmen, ist für ein Fahrzeug mit Stecker – entweder rein batterieelektrisch oder als Plug-in-Hybrid", gibt sich Buchmüller zuversichtlich.


Ford E-Transit Courier


Digitalisierung und Vernetzung als Hebel

Um den Umstieg zu erleichtern, sollen Flottenmanagement-Software und Datendienste auch dabei helfen, Fahrzeuge effizienter einzusetzen und die Gesamtkosten weiter zu senken. Branchenexperten sehen hierin einen entscheidenden Hebel: Je stärker Fuhrparks digitalisiert und vernetzt werden, desto attraktiver werden E-Modelle im täglichen Betrieb.

Ford selbst spricht davon, dass die Integration solcher Softwarelösungen künftig genauso wichtig sei wie der Antrieb selbst. "Es braucht etwas Zeit, um die Menschen mitzunehmen", sagt Buchmüller. Er verweist darauf, dass die meisten Flottenkunden langfristige Entscheidungen treffen und daher Sicherheit bei Kosten, Betrieb und Infrastruktur erwarten.

Für 2025 hält Ford an seinem Ziel von rund 90.000 Neuzulassungen fest und wächst damit gegen den Branchentrend. Gleichzeitig sollen elektrifizierte Modelle stärker ins Gewicht fallen, unterstützt durch ein breiteres Angebot vom E-Transit bis zu Hybridvarianten für unterschiedliche Gewerbekunden. Ob der Wandel gelingt, hängt jedoch nicht nur von attraktiven Fahrzeugen ab: Ohne verlässliche Förderungen und eine flächendeckende Ladeinfrastruktur bleibt die Investitionsbereitschaft vieler Betriebe begrenzt.


Ford Ranger Plug-in-Hybrid


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