"Beide Sitze versagen beim Frontalcrash, Kinder können schwere Verletzungen erleiden": So warnte der ADAC bereits drei Wochen vor der eigentlichen Veröffentlichung der Ergebnisse seines eben durchgeführten Kindersitztests. 

Das Gegenteil von Kindersicherheit

Beide Kindersitze – sowohl der Chipolino Olympus i-Size, als auch der Reecle 360 – haben, entgegen der Fahrtrichtung montiert, im Frontalaufprall-Test versagt. Der Reecle löste sich beim Crash aus der Basisstation, schleuderte umher und wurde nur noch vom quer verlaufenden Zusatzgurt gehalten. Der Chipolino riss ebenfalls aus der Basisstation und flog ungehindert durch den Fahrgastraum.

In beiden Fällen können die darin angeschnallten Kinder schwere Verletzungen erleiden, weshalb der ADAC dringend von diesen Kindersitzen abrät. Bei der Montage in Fahrtrichtung hielten die betroffenen Modelle dem Crash zwar stand, da Kinder bis 15 Monate aber laut Gesetzgeber entgegen der Fahrtrichtung transportiert werden müssen, sind die Kindersitze nicht für diesen Zweck geeignet. Der ADAC empfiehlt deshalb aus Sicherheitsgründen, dass alle Kinder bis zwei Jahre entgegen der Fahrtrichtung im Kindersitz angeschnallt werden sollten.

Laut Stiftung Warentest ebenfalls lebensgefährlich war das Resultat beim Reecle 360 (ZA-10 i-Size): Auch dieses Modell brach in rückwärtsgerichteter Position aus der Basis. Die Sitzschale wirbelte umher und wurde nur unzureichend durch den sogenannten Top-Tether-Gurt des Sitzes gehalten. Kinder könnten sich so am Vordersitz oder der Autotür schwer verletzen. © Foto: ADAC

Ausverkauf bzw. Null-Reaktion der Hersteller

Der ADAC hat die Hersteller auch bereits mit den Ergebnissen konfrontiert. Chipolino erklärte, der Olympus i-Size sei inzwischen ausverkauft und werde nicht mehr angeboten. Dennoch könne nicht ausgeschlossen werden, dass es bei einigen Händlern noch Restbestände gibt. Von Reecle hat der ADAC nach eigenem Bekunden "keine Rückmeldung" erhalten.

Vorgaben angesichts solcher Ergebnisse ausreichend? 

Der Club rät deshalb allen Eltern, die einen der betroffenen Kindersitze gekauft haben, diesen nicht mehr zu benutzen – insbesondere nicht für Kinder unter zwei Jahren. Zudem sollte der Händler kontaktiert und um Kulanz gebeten werden. Da beide Sitzmodelle die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, dürfen sie in Europa verkauft werden. Ein genereller Anspruch auf Rückgabe bzw. Umtausch von bereits gekauften Produkten lasse sich daher anhand des schlechten Abschneidens beim Verbraucherschutztest nicht ableiten. Aber: "Eltern, die den neuen Kindersitz vor weniger als zwei Jahren gekauft haben, könnten einen Anspruch auf Sachmängelhaftung gegen den Verkäufer haben, dies müsste jedoch im Einzelfall geprüft werden."

Die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Sicherheit von Kindersitzen sind laut ADAC "deutlich niedriger als die Ansprüche in unserem Kindersitztest, der sich an den Euro NCAP Crashversuchen orientiert". Die Ergebnisse der vergangenen Jahre hätten gezeigt, "dass die meisten Produkte auch den höheren Anforderungen des Verbraucherschutztests gerecht werden und guten Schutz bieten". Die vollständigen Ergebnisse aus dem ADAC Kindersitztest werden durch den Club am 21. Oktober veröffentlicht.

Unkontrollierter "Flug" durch das Interieur

Die Stiftung Warentest, welche den Kindersitztest gemeinsam mit dem ADAC und internationalen Partnern durchführt, warnte ebenfaöls vor den "gravierenden Sicherheitsmängeln" der beiden Modelle von Chipolino und Reecle, die beim Frontalcrash jeweils ein "mangelhaft" erhielten: "Bei beiden Modellen riss die Sitzschale aus der Isofix-Unterkonstruktion. Die Dummys flogen mitsamt Sitz durchs Fahrzeug. Die Stiftung Warentest rät dringend von der Nutzung oder dem Kauf der beiden Modelle ab."

Dieselbe Note gabs bei Stiftung Warentest auch beim Crash-Test in rückwärtsgerichteter Position: Die gegenständlichen Kindersitze "versagen beim Frontalaufprall, einem simulierten Zusammenstoß von zwei Fahrzeugen mit jeweils 50 Kilometern pro Stunde."

Die Stiftung Warentest hat die Vorabinformation unter www.test.de/warnung-kindersitze veröffentlicht. Der komplette Test der Autokindersitze erscheint in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift Stiftung Warentest und Ende Oktober auf www.test.de/autokindersitze.

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