Der KGM Actyon sorgt mit Design und Komfort für Aufsehen. Doch hinter der schicken Fassade verbergen sich Kompromisse. Er punktet mit günstigem Preis, gutem Raumangebot, eleganter Optik und fünf Jahren Garantie. Doch sein Verbrauch ist hoch und die Anhängelast bescheiden.

"KGM? Machen die auf edel?" Solche oder ähnliche Fragen kann man gestellt bekommen, wenn man mit dem neuen Actyon unterwegs ist. Den meisten fällt es schwer, Marke, Modell und Stil einzuordnen. Außendesign und Innenraum des SUV-Coupés vermitteln auf den ersten Blick den Eindruck, es könnte sich um das Modell einer nobleren Marke handeln.

Doch längst nicht alles, was beim Actyon glänzt, ist auch Gold. Das auffällige Design sowie der praktische und wohnliche Innenraum täuschen nicht über einige seiner Schwächen hinweg. Doch in Anbetracht seines günstigen Preises darf man diese durchaus tolerieren.

Modelle von KGM und der Vorgängermarke Ssangyong waren schon immer Autos mit Charakter, da sie sich meist etwas abseits massentauglicher Geschmackswelten bewegen. In diese Fußstapfen tritt auch der neue Actyon, der allerdings ein gewisses Etwas versprüht, was einige Betrachter auch mit Wohlwollen rezipieren. Es gibt Facetten seines Designs, etwa das angeschrägte Heck, die objektiv gefallen. Andere Details wie etwa die Fake-Griffe auf der Motorhaube oder die langen Karosserieüberhänge lösen auch Stirnrunzeln aus.

KGM Actyon ist ein Typ

Doch mit diesen und anderen Details wird der Actyon erst zu dem, was er ist: ein Typ. Und der versprüht dann sogar noch einen mondänen Hauch Classic-Flair, auch dank der auffälligen Lackierung Royal Copper. Entfernt erinnert der Actyon an frühe Range-Rover-Modelle. Und ja, manchmal erzeugt das coupéhafte Heck den Eindruck, es könnte sich um einen Zweitürer handeln.

Der ebenfalls weitgehend schön gemachte Innenraum verzichtet hingegen auf Retro-Charme. Einige Materialien hinterlassen einen durchaus wertigen Eindruck. Für feingenarbte Softoberflächen, schicke Textilien oder weiches Edelleder hat es allerdings nicht gereicht.

Wohlfühlen trotz Kostenoptimierung

Trotz einer teilweise spürbar kostenoptimierten Einrichtung kann man sich hier wohlfühlen. Bemerkenswert gelungen sind die verschiedenen und harmonisch aufeinander abgestimmten Farben, die von warmen Beigetönen bis zu einem behaglichen Hellbraun reichen. Zumal ein dezentes Ambientelicht und die Displaygrafiken ebenfalls auf das wohnliche Farbthema eingestimmt sind, was bei Nachtfahrten eine besondere Harmonie entfacht.

Ganz nach aktueller Automode setzt das Cockpit auf zwei große Screens, die als übersichtlich anzeigendes Kombiinstrument sowie als Anzeige- und Bedienoberfläche für Infotainment und Fahrzeugfunktionen dienen. Anders als bei vielen neuen Chinesen kann man beim Actyon auf ein Studium der Bedienungsanleitung verzichten, denn sowohl mit den Funktionswelten der Lenkradtasten wie der Menüführung im Touchscreen kommt man auf Anhieb zurecht. Wir konnten unser Smartphone verbinden und uns auf unser persönlich optimiertes Android Auto zu konzentrieren. Berührungsängste mit der Fremdsoftware hat der Actyon keine, sofern das Smartphone verkabelt wurde.

Gutes Platzangebot, gelungene Ergonomie

Die größte Stärke des Actyon sind das gute Platzangebot und die gelungene Ergonomie am Arbeitsplatz. Bei einem 4,70 Meter langen Auto darf man großzügige Räumlichkeiten erwarten, die beim Actyon wirklich üppig ausfallen. Die Kopffreiheit ist groß, die Kniefreiheit hinten ebenfalls. Trotz des angeschrägten Hecks lassen sich die 668 Liter Kofferraumvolumen um 900 Liter erweitern. Vorn freut sich der Fahrer über großzügige Einstellmöglichkeiten und eine Position, die vor allem auf langen Strecken eine entspannte Haltung erlaubt.

Besonders positiv aufgefallen ist uns die Abwesenheit eines Mitteltunnels im Kniebereich. Während also der Abstandstempomat auf der Autobahn alles regelt, kann man das rechte Fahrerbein entspannt zur Seite klappen, ohne dass dabei das Knie in Druck erzeugenden Zwangskontakt mit einer Trennwand gerät. Bei Tempo 130 gleitet der Actyon mit moderaten Windgeräuschen dahin. Das Lenkrad liegt angenehm zur Hand, der Blick auf alle Display-Informationen ist frei. Vielfahrer werden ihre Freude haben. Apropos Display: Das Bild der Rückfahrkamera hat einen Oscar verdient.

Die Anzeige offenbart allerdings auch die wohl größte Schwäche des Actyon. Laut Bordcomputer genehmigte sich der 120 kW/163 PS starke 1,5-Liter-Benziner zwischen 9 und 11 Liter. Unsere Testtouren führten uns größtenteils mit Richtgeschwindigkeit über Autobahnen, was der Vierzylinder mit im Schnitt 10 Litern quittierte.

Turbodirekteinspritzer ohne elektrische Sparhelfer

Der mitunter leicht grollende Turbodirekteinspritzer verzichtet auf elektrische Sparhelfer, zudem reichte es nur für sechs Übersetzungsstufen der ansonsten unauffällig die Gänge verwaltenden Automatik. Es könnte sich für KGM-Interessenten lohnen, auf den für dieses Jahr angekündigten Vollhybrid zu warten, der, so die Hoffnung, mit zeitgemäßen Praxisverbräuchen aufwartet.

Gut leben lässt sich mit dem Fahrwerk. Der Actyon vermittelt eine solide Machart, sofern man sich im Alltag ohne fordernde Manöver bewegt. In der Stadt reagiert der Koreaner auf Unebenheiten, vor allem bei mehreren Stößen in kurzer Folge, mitunter etwas hölzern. Gelegentlich kann auch ein harter Schlag durch die Kabine gehen.

Auf der Autobahn ist die Straßenlage hingegen gut. Selbst wenn man den Digitaltacho jenseits von 180 treibt, liegt der Koreaner vertrauenerweckend satt auf der Straße. Auch ein flotter Kurvenstrich ist möglich. Bevor das Fahrwerk dabei seine doch etwas frühen Grenzen zu deutlich offenbart, wird eingeregelt. Ein Chefdynamiker ist der Actyon ganz sicher nicht.

Sogar gehobenen Ansprüchen wird das schicke KGM-Modell in puncto Ausstattung gerecht. Großzügig ist diese bereits in der Core genannten Basis, mit der es bei 35.800 Euro losgeht. An Bord sind dann Parkpiepser, Tempomat, beheizbares Lederlenkrad, 20-Zoll-Leichtmetallräder, das Infotainmentsystem mit Navigation und Smartphone-Integration, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Ledersitzbezüge und Sitzheizungen hinten. Unser Testexemplar in der Topversion Lux kostete rund 43.500 Euro.

Neben der Metallic-Farbe Royal Copper (700 Euro) und dem beige-braunen Interieur (500 Euro) verwöhnte uns der Koreaner noch mit E-Heckklappe, Sechsgang-Automatik, Abblendautomatik für Innenspiegel, Keyless-go, Abstandtempomat, 360-Grad-Kamerasystem, Sitzbelüftung, elektrischer Sitzverstellung sowie einer sehr langen Liste nicht zu aufdringlicher Assistenzsysteme.

KGM Actyon 1.5 T-GDI 2WD Automatik - technische Daten

  • Fünftüriges SUV-Coupé der Mittelklasse
  • Länge: 4,74 Meter, Breite: 1,91 Meter (mit Außenspiegel: k. A.), Höhe: 1,67 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 668-1568 Liter, Anhängelast: 1500 kg
  • 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner; 120 kW/163 PS, maximales Drehmoment: 280 Nm bei 1.500 U/min, 0-100 km/h: 9,6 sec., Vmax: 191 km/h, Frontantrieb (optional Allradantrieb), 6-Gang-Automatik, Normverbrauch: 8,5 Liter/100 km, Testverbrauch: 10,0 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 181 g/km, Abgasnorm: Euro 6e
  • Preis: ab 35.790 Euro (Core)

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