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Früher haben sie sich hier mal nur für Oldtimer interessiert. Schließlich geht es beim Concours d’Elegance in Pebble Beach um das edelste Altmetall der Welt. Doch weil nirgendwo sonst auf dem Globus so viel Geld auf so viel Autoliebe trifft und weil auch Klassikliebhaber einen verlässlichen Neuwagen brauchen, ist aus dem Concours-Wochenende längst die "Monterey Car Week" geworden, die jeder klassischen Automesse die Schau stiehlt.


Monterey Car Week 2025


Denn statt nur ihr rostigen Pretiosen zu polieren, flanieren die Auto-Afficionados jetzt nebenbei noch zwischen den edelsten Neuwagen und den exklusivsten Spitzensportlern, die die PS-Branche zu bieten hat. Während sie in München gerade die IAA aufbauen und dort eine eher Pflichtübung zu befürchten steht, feiern sie am Pazifik eine schillernde PS-Party und statt schalem Selterswasser im nachhaltigen Becher aus recyceltem Plastik perlt hier der Jahrgangssekt aus dem handgeschliffenen Christallkelch.  

Monterey Car Week 2025: "Motorsport Gathering"

Nirgendwo werden die Unterschiede so deutlich wie beim „Motorsport Gathering“ auf dem Golfplatz The Quail. Nicht nur, dass sie die hier Tickets für über 1.000 Dollar verkaufen und trotzdem so viel Zuspruch haben, dass man nur mit Losglück aufs Gelände kommt. Es wird den Gästen tatsächlich auch viel neues Geboten: Allein General Motors hat drei Studien auf den kurz geschorenen Rasen gestellt, zeigt bei Cadillac den Elevated Velocity als ebenso autonomes wie elektrisches SUV-Coupé für vornehme Abenteuer im Abseits und bei Corvette zwei Visionen für die nächste Generation des uramerikanischen Sportwagens - so verführerisch wie eh und je, diesmal aber mehr oder weniger elektrisch.

Die straßentaugliche CX fährt nur mit Strom, hat vier Motoren und mehr als 2.000 PS, die CX.R erlangt auch gegenüber dem Publikum ihre Rennstreckentauglichkeit erst mit einem zwei Liter kleinen V8 mit Formel1-tauglichen 15.000 Umdrehungen und allein 900 PS, der den E-Antrieb damit ebenso laut- wie leistungsstark ergänzt.

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Ford kontert die Cadillac-Offensive

Wer es nicht ganz so raffiniert und rasant mag, dafür aber nicht minder amerikanisch, den lockt Meyers Manx mit dem LFG, der in Kooperation mit Porsche-Restaurator und Restomodder Tuthill zum ultimativen Offroad-Rennwagen geworden ist. Nur, dass die Karosse dafür jetzt geschlossen vorfährt und die Aufmerksamkeit mit den Flügeltüren des Autos erregt statt den Bikinitops der Insassen. Und dass statt wie damals ein Käfer-Motor nun ein getunter Boxer aus dem Porsche 911 für entsprechend Dynamik sorgt.  

Während sich die Stellantis-Ableger Jeep, Dodge und Chrysler rar machen auf der Monterey Car Week, kontert Ford die Cadillac-Offensive ein paar Golfplätze weiter mit einem radikal gestrippten Bronco, der als Roadster Concept den 60. Geburtstag der Offroad-Ikone feiert und sammelt weiter Lorbeeren für den Mustang GTD, den heißesten Hengst im Stall. Und auch wenn das hier mal ein Oldtimer-Gipfel war, lassen sich zukunftsgewandte Start-Ups wie Lucid oder Rivian nicht zweimal bitten und präsentieren der automobilen Schickeria neue Kleinserien oder Studien wie den Gravity X, der damit vom vornehmen Pampersbomber zum Pampa-Racer wird. Von Restomoddern wie Porsche-Legende Singer oder Spitzensportlern wie Czinger und Hennesy ganz zu schweigen.

Auch die Japaner, die bei der IAA in München mehrheitlich mit Abwesenheit glänzen werden, fahren hier vergleichsweise groß auf: Hondas Edel-Ableger Acura ist Stammgast, auch ohne aktuelle Neuheiten, doch Lexus lockt mit einem Vorspiel des nächsten LFA und schürt mit dem Sport Concept die Hoffnung, dass der Japan-Ferrari vielleicht doch noch mal als Verbrenner kommt.


Brabus Rocket GTC und 700


Aus Europa sind es Lamborghini und Bugatti, die hier wie immer groß auffahren: Flankiert von mittlerweile alten bekannten wie dem Jaguar-Concept Type00, der aktuellen Bentley-Flotte und dem Aston-Martin Line-Up zeigen sie die vielleicht exklusivsten Exoten der Show. Die Italiener enthüllen ihr mittlerweile zehntes „Few Off“ und ziehen deshalb das Tuch vom Fenomeno, mit dem der ohnehin schon exklusive Revuelto gar vollends zum eiligen Exoten wird.

Schließlich ist nicht nur das Design neu und für die Italiener fast schon ungewöhnlich elegant, sondern auch der V12-Plug-in-Hybrid legt noch einmal an Leistung zu und wird mit nun 1.080 PS zum bislang stärksten Lamborghini der Geschichte. Ein Superlativ, mit dem sich nur 29 Kunden werden brüsten können.

Das ist zwar selbst für Lamborghini-Verhältnisse eine rasende Rarität – und trotzdem Massenware, wenn man den Fenomeno mit dem Bugatti Brouillard vergleicht. Als jetzt dann wirklich allerletztes Auto aus der Chiron Familie und damit auch als endgültigen Schlussakkord für den famosen W16-Motor wird es dieses kräftige Kunstwerk nur ein einziges Mal geben. Das hat es selbst bei Bugatti in der jüngeren Geschichte außer beim Voiture Noire noch nicht gegeben, soll aber Schule machen. Denn mit dem Brouillard starten sie das Solitaire-Programm, das künftig noch mehr solcher exklusiven Extrawürste hervorbringen soll.

Zwar steigen die Preise mit so viel Extravaganz ins Unermessliche – der Fenomeno kostet gut fünfmal mehr als der Revuelto und beim Brouillard ist von einem "mittleren zweistelligen Millionenbetrag" die Rede – doch dem Absatz schadet das hier nicht: Kaum einer, der ein Auto zu The Quail bringt, muss es wieder mit nach Hause nehmen und Edelschmieden wie Pagani oder Koenigsegg verkaufen hier in einer Woche oft mehr Autos, als sie in einem Jahr überhaupt produzieren können.


Lucid Gravity X Concept


Wem Konzept Automobil trotzdem irgendwie zu altmodisch oder eindimensional ist, kommt bei the Quail ebenfalls auf seine Kosten. Privatjets und Luxusyachten gehen schließlich immer und bald offenbar auch Roboshuttle und elektrische Taxidrohnen. Die Bestellbücher bei Selbstfahrer Tensor und Schwenkflügler Joby sind jedenfalls schon geöffnet.  

Also nichts, was es nicht gibt auf The Quail? Leider nein. Denn ausgerechnet die deutschen Hersteller glänzen bei der mittlerweile vielleicht wichtigsten, auf jeden Fall aber schillerndsten Autoshow der Welt mit Abwesenheit. Jetzt hätte VW hier zwar auch niemand erwartet, selbst wenn die Niedersachsen indirekt immerhin mit dem von alten Buggy auf Käfer-Basis inspirierten Meyers Manx und dessen Neuauflage und natürlich als Muttermarke von Lamborghini, Bentley und Bugatti doch präsent sind.

Monterey: Wenig deutsche Hersteller vertreten

Porsche hat immerhin zwei aktuelle Neuwagen aufs Green gerollt. Und dank Manufakturen wie Ruf, die Alpina-Gründer Bovensiepen oder Tuning-Junior Marc-Philipp Gemballa wehen doch mal ein paar Brocken Deutsch über das Green. Doch weder BMW noch Audi und selbst Mercedes lassen sich hier auf The Quail blicken und sind auch sonst nicht so präsent, wie es ihrem Selbstverständnis entsprechen würde.  

Aber ihre Chance kommt ja bald beim Heimspiel in München – nur dass dort wohl kaum so viele solvente Kunden zusammenkommen werden. Und dass dort halt nur Selters fließt statt Sekt.  

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