Die vierte Generation der Yamaha Tracer 7 bietet erneut mehr: neues Fahrwerk, bessere Ergonomie und deutlich bessere Ausstattung. Sie eignet sich nicht nur für Könner. Der weiterentwickelte kleine Luxustourer kostet allerdings auch ordentlich.
Zwei Touring-Modellreihen namens Tracer hat Yamaha im Modellprogramm: Die Tracer 9 mit dem fulminanten 900er Dreizylinder und die Tracer 7 mit dem 700er Twin. Die "Kleine" existiert seit 2016 und kommt dieser Tage in der vierten Generation zu den Händlern: mit neuem Fahrwerk, besserer Ergonomie und deutlich verbesserter Ausstattung.
Die Weiterentwicklung zu einem kleinen Luxustourer hat freilich ihren Preis: Knapp 12.000 Euro kostet die tourenoptimierte Yamaha Tracer 7 GT, rund 10.400 Euro die nicht so opulent ausgestattete Tracer 7.
Das Rezept eines sportlichen, betont handlichen Tourers hatte Yamaha schon für das Jahr 2016 entwickelt: Man nahm den prächtigen CP2-Reihenmotor mit zwei Zylindern und knapp 700 Kubikzentimetern Hubraum aus dem Erfolgsmodell MT-07, steckte das Triebwerk in einen kompakten Stahlrahmen und garnierte das Ganze mit einer Halbschalenverkleidung im Sporttouring-Format. Tracer 700 hieß das von Yamaha-Italien konzipierte und allein für unseren Kontinent gedachte Produkt damals; gebaut wird es seither von Yamaha-Frankreich.
Das Konzept funktionierte: Kein anderer Dreiviertelliter-Tourer kam im Preis-Leistungs-Verhältnis an die kleine Tracer heran. Jede Generation machte technisch wie in der Ausstattung einen Schritt nach vorne. Dass sich der Hersteller das bezahlen lässt, ist üblich, wobei das diesjährige Preisplus von 500 Euro gegenüber dem Vormodell nicht wirklich dramatisch ist.
Einer der besten Motoren der Motorrad-Gegenwart
Unverändert positiv setzt sich bei der 2025er Version das Triebwerk in Szene: Der durchzugsstarke Twin leistet 54 kW/73 PS und hat trotz leichten Mehrgewichts kein Agilitätsproblem. Er agiert weiterhin druckvoll, drehfreudig und vibrationsfrei. Nach wie vor ist dieses Triebwerk, das Yamaha in einer ganzen Reihe von Modellen verwendet, ein reiner Quell der Freude, ja sogar einer der besten Motoren der Motorrad-Gegenwart. Er nimmt ab 2.000 Touren sauber Gas an, liefert schon in der Mitte guten Druck und jubelt jenseits der 7.000 U/min, als seien ihm keine Grenzen gesetzt.
Zudem ist er, sofern man ihn nicht permanent ausquetscht, ein sparsamer Antrieb. In der Tracer 7 spricht Yamaha von nur 4,1 Litern pro 100 Kilometer. Angesichts des von 17 auf 18 Liter gewachsenen Tankvolumens können sparsame Fahrer an die 400 Kilometer Reichweite erzielen. Auf der gut 300 Kilometer langen, sehr zügig absolvierten Präsentationsstrecke im bergigen Osten Portugals flossen 4,4 Liter durch die Einspritzung - angesichts des Streckenprofils und der sehr zügigen Fahrt ein guter Wert.
Schon bislang hat das Fahrwerk gut gefallen. Erneutes Feintuning durch Einbau einer neuen USD-Gabel und dazu der Einbau einer längeren Schwinge führen zu noch mehr Fahrstabilität.
Unterschied in der Handlichkeit
Wobei wir bei der Handlichkeit Unterschiede zwischen dem Basismodell Tracer 7 und der GT erspürten: Die inklusive Koffer 15 Kilogramm gewichtigere Komfort-Plus-Version agierte ein bisschen weniger agil. Ein Beinbruch ist das freilich nicht. Zudem kann der GT-Fahrer mittels der neuen Handrad-Verstellmöglichkeit des Federbeins seine Wunscheinstellung leicht realisieren.
Besser zur Hand als beim Vormodell liegt der Lenker: Er ist zwei Zentimeter breiter und wird drei Zentimeter höher montiert, eine gute Entscheidung. Der höhenverstellbare Fahrersitz dient ebenfalls der Komfortsteigerung durch Individualisierung. Die Kupplung und die nun mit radial montierten Bremssätteln ausgestattete Dreischeiben-Bremsanlage inklusive gut regelndem ABS sind leicht bedienbar und erfüllen ihre Aufgaben ausgezeichnet, wobei die Gabel beim harten Verzögern nicht mehr so tief eintaucht wie früher.
Auf die Möglichkeit, auch in diesem Modell das automatisierte Schaltgetriebe Y-AMT zu verwenden, müssen Tracer-7-Kunden noch warten: Das Y-AMT-System ist schon in den anderen Modellen, in denen es wahlweise angeboten wird, so gefragt, dass die Fertigungskapazitäten ausgeschöpft sind. Dennoch liefert Yamaha für die Tracer 7 ein Quäntchen mehr Automatik, und zwar in Form selbsttätig rückstellender Blinker. Eine Navi-Funktion unter Smartphone-Einbindung gibt es auch, und zwar wahlweise als Pfeilsystem oder mitteln einer etwas zu kleinen, und deshalb schlecht ablesbaren Karte.
Technik- und Design-Update
Natürlich muss das Technik-Update auch durch ein Design-Update inszeniert werden. Geboten wird "mehr Dynamik" und das Zuckerl von sogenannten animierten Positionslichtern. "Schaut alle her, ich hab's drauf!" lautet die Botschaft der nun aus zwei Leuchten strahlenden Siebener, die damit der aktuellen Tracer 9 ähnlicher geworden ist.
Das gilt insbesondere für die GT-Version, die noch besser ausgestattet und für weite Reisen dadurch besser gerüstet ist (Koffer, Hauptständer, Komfortsitze, gummierte Fußrasten, Heizgriffe, extragroßer Windschild et cetera). Dadurch ist dieser nach wie vor kleine Tourer in die kleine Gruppe der luxuriösen Sporttourer aufgestiegen. Dass Yamaha nun auch drei Fahrmodi und ein insgesamt gut ablesbares TFT-Display samt voller Konnektivität liefert, ist nur zeitgemäß.
Nach wie vor sparsam ist Yamaha bei der Zuladung: Knapp 180 Kilogramm bei der GT sind etwas mager für ein Motorrad, dem der Hersteller eine dezidierte Zweipersonen-Eignung attestiert. Da müssen sich zwei normal gewachsene Figuren arg beschränken, wenn sie die mit Seitenkoffern ausgerüstete Tracer 700 nicht überladen wollen.
Kritikpunkte und Verbesserungsmöglichkeiten
Ansonsten lässt sich an der kleinen Yamaha nichts kritisieren, was nicht auch bei einer Vielzahl anderer Motorräder verbesserungsfähig wäre: So würden abgewinkelte Reifenventile die Luftdruckkontrolle erleichtern. Andererseits darf man nicht vergessen, dass es sich bei der Tracer 700 im Grunde um ein einsteigerfreundliches Motorrad handelt; es ist auch, passend zur A2-Lizenz, mit 35 kW/48 PS Motorleistung zu haben.
Besonders sympathisch ist die kleine Tracer deshalb, weil auch Könner am Lenker ihren Spaß haben. Denn das von Yamaha geschnürte Paket aus einem höchst vergnüglichen Motor, einem immer noch halbwegs bescheidenen Leergewicht von 203 beziehungsweise 212 Kilogramm (GT), guter Bedienung und gutem Komfort mit einem sicheren Fahrwerk ist ein in Summe nach wie vor attraktives Angebot.
Yamaha Tracer 7 - technische Daten und Ausstattung
- Motor: Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Reihenmotor, 689 ccm Hubraum, 54 kW/73 PS bei 8.750 U/min., 68 Nm bei 6.500 U/min, Standgeräusch 89 dB(A); vier Ventile/Zylinder, dohc, Einspritzung, Sechsganggetriebe, Kette
- Fahrwerk: Stahlrohr-Brückenrahmen; 4,1 cm USD-Telegabel vorn (Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar), 13 cm Federweg; Aluminiumguss-Zweiarmschwinge hinten, Zentralfederbein (Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar), 13,9 cm Federweg; Leichtmetall-Gussräder; Reifen 120/70 R 17 (vorn) und 180/55 R 17 (hinten). 29,8 cm Doppelscheibenbremse vorn, 24,5 cm Einscheibenbremse hinten,
- Assistenzsysteme: Schräglagenfähiges ABS, Traktionskontrolle, Tempomat, 3 Fahrmodi, 5-Zoll-TFT-Display mit Konnektivität und Pfeilnavigation, autom. Blinker Rückstellung
- Maße und Gewichte: Radstand 1,495 m, Sitzhöhe 84,5 cm (86,5 cm), Gewicht fahrfertig 203/212 (GT) kg, Zuladung 187/178 (GT) kg; Tankinhalt 18 l
- Fahrleistungen und Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit 200 km/, 4,1 l/100 km lt. WMTC-Norm
- Ausstattung Tracer 7 GT: Höhenverstellbare Scheibe, dreistufige Heizgriffe, Federbein hydraulisch einstellbar, zwei Hartschalenkoffer, gummierte Fußrasten vorn und hinten, Hauptständer
- Farben: Rot, Schwarz (Tracer 7) bzw. Weiß, mattschwarz (Tracer 7 GT)
- Preis: Tracer 7 ab 10.424 Euro, Tracer 7 GT ab 11.924 Euro
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