Mit dem rein elektrisch angetriebenen Range Rover geht nach der G-Klasse der zweite luxuriöse Offroader an den Start. ntv.de durfte bereits ans Steuer eines Prototyps und sogar Hindernisse überwinden.
Mit elektrisch angetriebenen Geländefahrzeugen ist das eine zweischneidige Sache. Denn elektrisch bedeutet für viele Kunden, man hängt an der Leine, auch wenn es gar nicht stimmt. Aber ein Offroader soll ja im Zweifel die ganze Welt erkunden. Und da, wo selbst der Diesel lediglich mit Kanistern auf dem Dach durchkommt, wird es für den Stromer sowieso eng.
Also ist festzuhalten: Der elektrische Range Rover braucht zumindest alle paar Hundert Kilometer Zivilisation, um wieder aufgeladen werden zu können. Allerdings kann er mit nutzbaren 118 kWh schon mächtig viel Energie mitnehmen. Und der elektrische Strang des Range ist nicht bloß der modernste der Marke, sondern generell ziemlich fortschrittlich für Elektroauto-Verhältnisse. Die Ingenieure sind stolz auf eine hohe Kühlperformance - wichtig schließlich für leistungsstarke E-Einheiten mit komplizierter Thermik. Allerdings wurde der elektrische Antrieb bei der aktuellen Range-Rover-Generation schon zu Beginn der Entwicklung mitgedacht. Weht da etwa schon eine Brise von Jaguar-Type-00-Technologie durch Solihull?
Bestimmte Details verraten die Briten noch nicht. Beispielsweise, ob der Brocken so schwer gerät, dass quasi kein adäquater Zugbetrieb möglich ist. Letzteres wird auf Nachfrage allerdings energisch bestritten. Der Range soll alles können, wofür das Label steht. Man darf gespannt sein. Und das Bordnetz? Basiert auf 800-Volt-Technologie, sodass eine 80-Prozent-Ladung binnen 20 Minuten abgehandelt werden dürfte. Diese Zeitspanne ist zwar noch spekulativ, aber sollte angesichts einer Peakladeleistung von 350 kW klargehen.
Und die beiden Triebwerke? Bleiben mit einer gemeinsamen Leistung von 550 PS unterhalb des V8-Topmodells, aber 850 Newtonmeter Drehmoment sollten für den Hausgebrauch reichen. Ach ja, ein kleiner Blick auf den Materialmix der Karosse könnte Hoffnung machen darauf, dass der Luxus-4x4 gewichtsmäßig nicht völlig eskaliert. Rund drei Viertel entfallen auf Aluminium. Und auf eine Geländereduktion verzichtet der feinste Kraxler am Markt gleich ganz. Braucht man schlicht nicht bei Elektroaggregaten.
Range Rover EV kann auch schnell
Neugierig geworden? Erstmals nach den Entwicklungsfahrten lädt Land Rover dazu ein, am Rande des Festivals of Speed in Goodwood das Steuer selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings hat das, was die Gäste erstmals mit dem Range machen dürften, so gar nichts mit Speed zu tun, obwohl er bis zu 215 km/h rennen kann.
In diesem Kontext wollen die Ingenieure einfach demonstrieren, warum ein elektrischer Antrieb zum Range Rover vielleicht noch besser passen könnte als ein Verbrenner. Denn der teuerste Geländegänger aus dem Hause Land Rover ist nicht bloß Herrscher über unwegsames Terrain, sondern auch (und das vielleicht noch mehr) ultrakomfortabler Langstrecken-Tourer. Und da eignet sich ein maximal leiser Antrieb eben ganz gut.
Doch ich komme erst gar nicht dazu, die Ruhe inmitten edler Materialien zu genießen. Denn kaum habe ich den Fünfmeter-plus-Liner erklommen, lenkt mich der Instruktor in Richtung Verschränkungsparcours. Kein Auslauf, keine Beschleunigungsorgien lassen die Verantwortlichen zu (das muss noch warten), nur Geschicklichkeitsspiel auf hohem Level.
Also los, ganz sachte mit dem Fahrpedal Richtung Rampe und den Kletterbriten hinaufkriechen lassen. Und irgendwann hängt ein Rad in der Luft. Aber macht nichts, sensibel regelbare Quersperren regeln das schon. Erst kippelt der Range (so läuft das bei den Verschränkungsübungen), danach fällt er mit einem Rad wieder auf den Boden. Gelingt alles souverän. Aber dann offenbart der elektrische Strang doch auch eine kleine Schwäche. Oder liegt es am leichtgängigen Fahrpedal? Denn die ab der ersten Umdrehung drehmomentstarken Permanentmagnettriebwerke reagieren derart zackig, dass der Range ungestüm losmöchte.
Elektroantrieb passt beim Offroader wie angegossen
Und die zweite Übung? Einfacher für den Fahrer, aber anspruchsvoll für die Komponenten: "Meistere mehr als 20 Prozent Steigung auf unterschiedlich griffigem Untergrund" lautet die Aufgabenstellung. Die rechte Seite bietet normalen Grip, während es links spiegelglatt ist. Ich ziehe meine Bahnen, halte mitten auf dem Hang an. Und dann fährt der Range an, als würde er verdutzt fragen wollen, wo denn jetzt eigentlich genau das Problem liege. Einfach mühelos, ohne Anstrengung.
Und dann ist leider auch schon Schluss. Land Rover teasert seinen elektrischen Range also bloß an, gibt sozusagen ein kleines Appetithäppchen, nicht mehr und nicht weniger. Welches Resümee lässt sich ziehen? Natürlich weilt man im elektrischen Range genauso anschmiegsam und üppig gebettet wie in den Verbrenner-Modellen. Range-Rover-Faktor besitzt der Stromer also zu 100 Prozent. Und auch wenn die Briten noch lange keine Preise kommunizieren, dürfte das elektrische Spitzenmodell für viele Interessenten schon allein wegen der halbierten Dienstwagensteuer attraktiv sein. Mit der Markteinführung darf wohl 2026 gerechnet werden.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke