Das Angebot an kleinen Crossovern ist riesig. Honda borgt sich hier, wie schon zuvor bei anderen Modellen, einen Trick aus dem Kino, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Er zeigt sich geräumig, alltagstauglich und effizient - die Fahrleistungen sind aber nur mau.
Im Schatten der wendigen Mini-SUV und der klassischen Kompakt-SUV hat sich in den vergangenen Jahren eine interessante Zwischenform etabliert. Autos wie der Honda HR-V taugen für mehr als den reinen City-Verkehr, müssen aber gleichzeitig nicht zwanghaft den Großtransporter für die Langstrecke geben. Das hat Vorteile bei Kosten und Effizienz.
Mit 4,34 Metern ist der Honda für heutige Verhältnisse kein besonders langes Auto. Das gebotene Platzangebot ist dafür mehr als respektabel - vor allem in Reihe zwei, wo man mit sehr guter Beinfreiheit und passabler Deckenhöhe sitzt. Letzteres überrascht, da die Dachlinie des Crossovers nach aktueller Branchenmode leicht Richtung Heck abfällt.
Klappsitze wie im Kino
Ohne Vorbild bei anderen Herstellern sind hingegen die sogenannten "Magic Seats", die Honda seit langer Zeit in seinen kleinen Modellen anbietet: Wie im Kino lassen sich die Sitzflächen der Fondbank nach oben klappen, wodurch der Fuß- zum Laderaum wird. Ein echter Anwendungsfall hat sich im Testzeitraum zwar nicht ergeben - doch mit ein wenig Vorstellungskraft fallen einem viele Gegenstände ein, die dort besonders gut passen, von der Topfpflanze bis zum Kleinmöbel.
Wer den Bonus-Stauraum nicht braucht, nutzt den HR-V einfach klassisch: Der "echte" Kofferraum bleibt bestehen, fällt mit 319 Litern aber nur durchschnittlich groß aus. Für anspruchsvollere Transportaufgaben lassen sich die Sitzlehnen außerdem wie gewohnt umklappen; dann stehen bis zu 1.289 Liter zur Verfügung.
Weniger originell, aber nicht minder durchdacht fällt die übrige Innenausstattung aus. Die Japaner haben sich für eine angenehm konventionelle Bedienlogik mit relativ kleinem Touchscreen und haptischen Schaltern für die Klimaregelung entschieden. Design, Farb- und Materialauswahl wirken elegant und weniger exzentrisch-exotisch als in einigen früheren Modellen der Marke.
Keine Glanzlichter können die Japaner hingegen beim Infotainmentsystem setzen, das bei Grafik, Auflösung und Bedienlogik angestaubt wirkt und auch in Sachen Arbeitstempo Geduld verlangt. Ebenfalls nicht ganz zeitgemäß: Eine Handy-Ladeschale gibt es ausschließlich für die höchste Ausstattungslinie, Android Auto nur über Kabel (immerhin: Apple Car Play läuft auch "wireless").
Ungewöhnlicher Weg beim Antrieb
Einen ungewöhnlichen Weg geht Honda beim Antrieb. In Deutschland gibt es den HR-V ausschließlich als Vollhybrid mit einer Kombination aus einem 1,5-Liter-Vierzylinderbenziner und zwei E-Motoren, von denen einer die Haupt-Antriebsarbeit übernimmt. Bei hohen Geschwindigkeiten stößt der Verbrenner hinzu und wirkt direkt auf die Räder ein. In der Regel hält er sich aber im Hintergrund und füllt über den zweiten E-Motor, der als Generator fungiert, den Stromvorrat nach.
In den meisten Fahrsituationen ist das System unauffällig, effizient und dabei durchaus gefällig: Der E-Motor reagiert flott und energisch auf den Gasfuß des Fahrers, der Verbrenner springt leise an und werkelt dann zurückhaltend im Hintergrund.
Das ändert sich allerdings schon bei mittlerer Leistungsanforderung durch den Fahrer - etwa beim Überholen, Einfädeln oder bei der Fahrt auf der Autobahn. Dann wird der Antrieb laut und dröhnend, ohne das mit besonderer Dynamik auszugleichen. Für den Spurt auf Tempo 100 nimmt sich der Honda fast 11 Sekunden Zeit - deutlich länger als die einschlägige Konkurrenz.
In Sachen Dynamik ist der Honda verhalten, bei der Effizienz hingegen kann er punkten. Wer es drauf anlegt, kommt in der Stadt auf Verbrauchswerte um die 4 Liter. Über Land sind es eher 5 Liter, auf der Autobahn 7 Liter und mehr. Auf Langstrecke lohnt sich der technische Aufwand für den Hybrid wie so oft also weniger; wer vor allem in der Stadt oder bei niedrigem Tempo unterwegs ist, kann aber durchaus sparsamer fahren als mit einem konventionellen Verbrenner.
Der zurückhaltende und auf Effizienz gebürstete Antrieb passt gut zum insgesamt ausgeglichenen Charakter des immer frontgetriebenen HR-V, der auch beim Fahrwerk auf Komfort und Neutralität setzt. Geschmeidig beim Abrollen bleibt er stabil in der Spur und ausreichend verbindlich in der Kurve.
Vergleichsweise hoher Preis
Die Preise für den HR-V setzt Honda vergleichsweise hoch an. In der Variante "Elegance" werden 34.400 Euro fällig, dafür gibt es aber schon die volle Palette an Assistenten und Sicherheitssystemen - vom adaptiven Tempomat mit Staupilot bis zur Rückfahrkamera. Honda zwingt also niemandem zum Upgrade auf die Niveaus Advance (ab 36.500 Euro) und "Advance Style" (ab 39.300 Euro), die noch ein paar zur Not verzichtbare Luxus-Extras wie eine elektrische Heckklappe oder Zweifarb-Lackierung bieten. Im Vergleich mit dem Wettbewerb muss sich der Honda so nicht verstecken - der Einstiegspreis ist zwar etwas höher, wird aber durch die Ausstattung mindestens aufgefangen.
Der Honda HR V ist ein alltagstaugliches, effizientes und sicheres Kompakt-SUV mit cleverem Raumkonzept - passend für rationale Käufer, Familien und Pendler. Wer jedoch Wert auf Fahrdynamik, modernen Technik-Lifestyle oder besonders viel Stauraum legt, muss Kompromisse eingehen.
Honda HR-V e:HEV - technische Daten
- Fünftüriges, fünfsitziges Kompakt-SUV
- Länge: 4,34 Meter, Breite: 1,87 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,03 Meter), Höhe: 1,58 Meter, Radstand: 2,61 Meter, Kofferraumvolumen: 335-1.305 Liter
- HR-V e:HEV:1,5-Liter-Vierzylinder mit 79 kW/107 PS, maximales Drehmoment: 131 Nm bei 4.500-5.000 U/min, E-Motor: 96 kW/131 PS und 253 Nm
- 0-100 km/h: 10,6 bis 10,7 s, Vmax: 170 km/h, Normverbrauch (WLTP): 5,4 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 122 g/km, Abgasnorm: Testverbrauch: 5,8 Liter/100 Kilometer
- Preis: ab 34.400 Euro
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