Immer wieder machen Nachrichten von Wunderbatterien die Runde – doch der Weg von technischen Durchbrüchen im Labor bis zur Serienproduktion ist lang. Die Ablösung von Lithium-Ionen-Akkus durch Lithium-Eisenphosphat-Batterien findet statt. Hier ist der Fortschritt deutlich spürbar, aber noch graduell. Akku- und E-Auto-Gigant BYD steht nun vor einem Quantensprung. Die chinesische Firma lässt bereits Testfahrzeuge mit einer sogenannten Solid-State-Batterie (SSB) fahren.
Diese Batterien gelten als Schlüsseltechnologie, um Elektromobilität für neue Bereiche wie Langstreckenfahrten und schwere Nutzfahrzeuge wettbewerbsfähig zu machen.
Solid-State-Batterien weit überlegen
Akkus dieses Typs übertreffen alles bisher Gebaute. Der Unterschied zwischen Solid-State-Batterien und herkömmlichen Flüssigsystemen, wie sie in aktuellen Lithium-Ionen-Batterien verwendet werden, ist entscheidend: Solid-State-Batterien nutzen einen festen Elektrolyten, etwa aus Keramik oder Polymer, anstelle eines flüssigen. Dadurch erreichen sie eine höhere Energiedichte, schnellere Ladezeiten, höhere Sicherheit durch geringeres Brandrisiko und eine längere Lebensdauer. Bei Pkw kann man getrost sagen: Diese Batterien werden den Rest des Fahrzeugs überleben.

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Die feste Struktur der SSB ermöglicht eine kompaktere Bauweise, ein großer Vorteil bei mobilen Systemen wie einem Auto – bei stationären Akkus weniger entscheidend. Die BYD-Fahrzeuge mit SSB sollen eine Reichweite von 1500 Kilometern erreichen und in nur zwölf Minuten zu 80 Prozent geladen sein – vorausgesetzt, der Charger liefert die erforderliche Stromstärke. Mit dieser Technik würden nicht nur alle bisherigen E-Autos deklassiert, auch der althergebrachte Diesel wäre in den Schatten gestellt. Mit einer Tankfüllung sind bei Diesel-Serienmodellen bis zu 900 Kilometer möglich.
Ab 2030 in Serie
Kaufen kann man solche Fahrzeuge noch nicht. Die Herstellung soll 2027 anlaufen, die Massenproduktion 2030 beginnen. Das Unternehmen hat die Meldungen halbherzig dementiert und erklärt, es gebe noch keine offizielle Bestätigung für diese Daten. Allerdings hatte BYD bereits zuvor angekündigt, bis Ende des Jahrzehnts "Flüssig- und Feststoffbatterien zum gleichen Preis" anbieten zu wollen. Das wäre die Nachricht mit der größten Sprengkraft. Feststoffbatterien sollen so viel kosten wie die aktuellen Flüssig-Lithium-Ionen-Batterien. Dies würde nicht nur die Kosten für Elektrofahrzeuge senken, sondern auch den Zugang zu hochmoderner Batterietechnologie für den Massenmarkt demokratisieren.
Der Hauptvorteil der SSB ist ihre hohe Energiedichte. Pro Kilogramm Gewicht soll die Batterie 400 Wattstunden speichern können, etwa das Doppelte der aktuellen Lithium-Ionen-Batterien. Das würde die Akkutechnik insgesamt revolutionieren. Dann könnten auch Systeme mit hohem Stromverbrauch – Züge, Schwerlaster und Baumaschinen – elektrifiziert werden und dabei eine solide Reichweite erzielen. Die Technik wird auch in kleineren Akkus Einzug halten, etwa in Haushaltsgeräten und Werkzeugen. Besonders im Bereich der Mikromobilität – E-Scooter, E-Bikes, Drohnen – werden SSBs durch ihre kompakte Größe und hohe Leistung neue Standards setzen.
Alte Technik wird wertlos
BYD arbeitet allerdings nicht als einziger an Feststoffbatterien. Seit über zwölf Jahren versuchen Hersteller, mit dieser vielversprechenden Technik funktionsfähige Akkus zu bauen. Auch Mercedes und BMW haben kürzlich Testfahrzeuge vorgestellt. Der rasante Fortschritt in der Speichertechnik ist ein Segen für die weltweite Energiewende, da er in vielen Bereichen die Ablösung fossiler Brennstoffe durch Elektrizität ermöglicht.
Doch die Innovationsgeschwindigkeit bringt Probleme mit sich: Fahrzeuge, die mit der heutigen Technik arbeiten, sind über Nacht veraltet, sobald derart leistungsfähige Alternativen verfügbar werden. Zudem stellt die schnelle Entwicklung Hersteller vor die Herausforderung, bestehende Produktionsanlagen und Lieferketten an die neuen Technologien anzupassen, was hohe Investitionen erfordert.
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Kann der Westen auch günstig?
Die aktuellen Nachrichten zeigen, dass die Zeit des Wartens auf die Wunderbatterie zu Ende geht. Die Chinesen sind nicht unangefochten. Doch anders als BMW und Mercedes bietet BYD auch sehr günstige Fahrzeuge für den Massenmarkt an. In China kostet das Modell Seagull weniger als umgerechnet 10.000 Euro. Das angekündigte Preisniveau ist ambitioniert. Die Preise für Flüssigkeitsbatterien werden weiter sinken, der "Wunderakku" soll jedoch nicht teurer als heutige Modelle sein. Nimmt man BYD beim Wort, wird es ihn eben auch in Autos geben, die umgerechnet zwischen 10.000 und 25.000 Euro kosten.
Hier stellt sich die Frage: Auch wenn die etablierten Hersteller aus dem Westen technologisch mitziehen können, werden sie das Preisniveau der Chinesen erreichen? An die Marktmacht von BYD reicht niemand heran, unter anderem, weil BYD nicht nur Autos, sondern auch reine Speicherlösungen anbietet. Aber auch bei den Automobilen ist das Wachstum schwindelerregend: 2024 verkaufte das Unternehmen 4,27 Millionen Elektrofahrzeuge, 2023 waren es noch 3,02 Millionen – ein Plus von 41,3 Prozent.
Billige Stromspeicher der neuen Generation könnten BYD einen weiteren Wettbewerbsvorteil verschaffen. In Schwellenländern, wo Preis und Reichweite entscheidende Kaufkriterien sind, und auch in etablierten Märkten könnten etablierte Hersteller mit einer Hochpreispolitik Kunden verlieren.
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