Es ist heiß trotz sehr später Stunde. Während sich im Design-Quartier am Dubai Creek ein Porsche 911 Turbo ein ohrenbetäubendes Rennen mit einem Ford Mustang Shelby liefert, zeigt das Thermometer noch immer 38 Grad Celsius an. Tagsüber waren es 44 Grad im Schatten – doch hier ist nirgends Schatten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind eine andere Welt – auch in Sachen Automobil. Maybachs, Rolls-Royce Cullinans, Range Rover und Mercedes G-Klassen gibt es dort wie heißen Wüstensand, während sich für Elektromobilität kaum jemand interessiert. Nur wenige Gebiete haben sich in den vergangenen 30 Jahren derart entwickelt wie die Emirate – allen voran die Vorzeigestaaten Abu Dhabi und Dubai. Eine vermeintlich kleine Region bekam weltweit wirtschaftliche Bedeutung.

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In Dubai soll alles größer, besser, teurer sein
Kein Wunder, dass die Luxus- und Premiumhersteller in Relation zu Einwohnerzahl und Größe nirgendwo mehr Edelversionen ihrer Karossen verkaufen. Mercedes S-Klasse und BMW 7er sind hier deutlich beliebter als entsprechende Mittelklassemodelle. Noch begehrter sind Geländewagen und Luxus-SUV wie Cadillac Escalade, Porsche Cayenne, Range Rover, BMW X7 oder Mercedes G-Klasse. Dabei wird indirekt von oben beeinflusst, welche Fahrzeuge derzeit "in" sind und welche nicht.
Das Prinzip ist denkbar einfach. Die einflussreichen Scheichs ordern das entsprechende Fahrzeug, dessen ein- oder zweistelliges Kennzeichen dann oft viel teurer ist als die Nobelversion an sich. Familie und Freunde kaufen es ihnen nach.
In Dubai sind Scheichs Influencer
Scheich Maktoum Hasher Maktoum Al Maktoum ist als Teil des inneren Kreises der Herrscherfamilie von Dubai unter Regent Muhammad bin Raschid Al Maktoum ausgemachter Autofan – wie viele Mitglieder seiner Familie. Entsprechend opulent präsentiert sich sein Fuhrpark, von dem nur ein kleiner Teil in seinem Hauptwohnsitz in der Nähe des bekannten Hotels Burj Al Arab untergebracht ist. Lange Jahre ließ Maktoum Hasher Maktoum Al Maktoum nichts auf seine G-Klasse kommen, doch mittlerweile haben Range Rover und Defender dieser den Rang abgelaufen.

"Ich fahre die Autos generell selbst", sagt Maktoum Hasher Maktoum Al Maktoum, "außer, wenn ich abends zu einer Veranstaltung muss. Dann werde ich gefahren." Er steigt derzeit vorrangig in den Defender oder lässt sich mit einem BMW M760 Li zu Terminen bringen. Doch seine echte Leidenschaft gehört Mercedes, wie er erzählt, wobei er auf seinen roten Mercedes SL 600 der Baureihe R129 zeigt, den er erst vor Kurzem erstanden hat. Gleich daneben: ein distelgrüner 500 SL der Baureihe R 107 und ein dunkelroter Mercedes 280 S aus dem Jahr 1972 – frisch restauriert. "Mit dem Auto war ich damals mit meiner Frau in Europa unterwegs, habe Österreich, die Schweiz und Frankreich besucht."
In Dubai finden sich kaum Elektroautos
Elektroautos haben beim Scheich und seiner Familie keinen leichten Stand. Früher als andere in Dubai hatte er ein Tesla Model S – und verkaufte es gleich wieder. "So lange nachladen macht doch keiner", lächelt der Scheich und zeigt uns lieber einen umgerechnet gerade einmal 40.000 Euro teuren Jetour T2, angetrieben von einem 187 PS starken Vierzylinder-Benziner. "Der hat überall Kameras und große Displays", sagt er, "das mag ich. Wenn das die G-Klasse auch hat, nehme ich wieder die. Doch die Chinesen machen immer bessere Autos."

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Mercedes ist sich der Wichtigkeit der Vereinigten Arabischen Emirate bewusst und hat zusätzlich zu seinem mächtigen Dubai-Verkaufsraum von Generalimporteur Gargash ein extravagantes Brand-Center aufgebaut, in dem der Verkauf von Fahrzeugen im Hintergrund steht. "Hier geht es vorrangig nicht um Autos", erzählt Brandmanager und Chefkurator Benoit Turibe, "wir haben 20 Events pro Monat und wollen mit Ausstellungen, Sportübertragungen oder Pilateskursen den Markenwert steigern. Das zahlt sich aus. Gleich nebenan gibt es ein neues Offroad-Center, auf dem Interessenten sich von den Kletterfähigkeiten des G-Modells überzeugen können.
Mercedes und BMW sind beliebt
Meistverkauftes Auto von Mercedes in den Emiraten ist der AMG G63. Gerade konnten sich potenzielle Kunden ein erstes Bild vom Mercedes VLS machen, dessen Konzeptstudie kürzlich auf der Auto China enthüllt wurde. Viele rieben sich ob der erstmals verfügbaren Van-Edelversion bereits die Hände.

Auch für Premiumkonkurrent BMW ist Dubai ein besonders wichtiger Markt. Wer die regionalen Bestseller 5er, 7er und X7 testen will, mietet sich in einem der sechs Schauräume der Händler in die Aktivprogramme ein, die auf der Rennstrecke von Dubai oder dem Yas Marina Circuit in Abu Dhabi stattfinden. Etwas anders sieht es bei Audi aus, denn von den gerade einmal 3.700 verkauften Modellen im Jahre 2024 – ausgeliefert von Al Nabooda Automobiles LLC – entfielen die meisten auf die eher kleineren Modelle A3, Q5 und A6.
In Dubai gibt es sogar Car-Cafés
Durchweg alle Marken haben mit einer geringen Nachfrage an Elektroautos zu kämpfen. Die Verkaufsanteile liegen unisono im niedrigen einstelligen Bereich. Nach oben klettern sie nur, wenn ein Taxiflottenbetreiber gleich 400 Fahrzeuge auf einmal zulässt. Das UAE-Volumengeschäft in der Mittelklasse machen Limousinen und SUV aus Japan oder Südkorea unter sich aus.

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Deren Kunden finden jedoch kaum den Weg in Szeneläden wie etwa das "Café 6.8", das "Cars Café" oder "Flat 12", die zwischen Autodistrikt und dem neuen Cruise Habour liegen. Hier trifft sich die Autoszene nahezu täglich zum automobilen Meinungsaustausch, Posen oder einem schnellen Mittagssnack. Der Fuhrpark vor der Tür ist entsprechend.
So autoverrückt wie Dubai dürfte kaum ein anderer Staat sein. Limits? Fehlanzeige!
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